Schutz für Mitarbeitende sowie Patientinnen und Patienten: UKS bringt neues Deeskalationstraining für die Beschäftigten auf den Weg

Gruppenfoto bei einer Theorieeinheit des Trainings
Katrin Lang erläutert den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des ersten DeEsk-Trainings am UKS den Ablauf der Schulung, die sowohl aus theoretischen als auch praktischen Teilen besteht. (Foto: Laura Glücklich / UKS)

Am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg ist das Projekt „DeEsk“ in die Praxisphase gestartet. Ein spezielles Deeskalationstraining für Beschäftigte soll die Mitarbeitenden besser vor gewaltsamen Übergriffen schützen, die mittlerweile leider Alltag in Kliniken und anderen Gesundheitseinrichtungen sind. Das umfangreiche Konzept von DeEsk dient zudem ebenso dem Schutz der Patientinnen und Patienten.
Am Universitätsklinikum wurde 2019 das „Schutzkonzept Gewaltprävention am UKS“ etabliert, das kontinuierlich erweitert und verbessert wird.


Nahezu alle Beschäftigten im Gesundheitswesen, die direkt mit Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen arbeiten, waren bereits selbst Aggression und Gewalt ausgesetzt. Hierbei erleben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer häufiger gefährliche Situationen, die bis hin zu körperlichen Übergriffen reichen können. Die Dunkelziffer ist hoch, nicht alles wird erfasst. Für die Betroffenen haben diese Erlebnisse nicht selten negative Folgen körperlicher aber auch seelischer Art. „Bei uns am Universitätsklinikum hat Gewalt keinen Platz“, findet die Ärztliche Direktorin und Vorstandsvorsitzende des UKS Prof. Dr. Jennifer Diedler sehr klare Worte. „Bereits 2019 haben wir ein Schutzkonzept etabliert, das alle Menschen auf dem Homburger Campus vor Gewalt schützen soll. Die Mitarbeitenden zu stärken und sie zu unterstützen ist ein enorm wichtiger Baustein in unserem Schutzkonzept.“

Die Notwendigkeit solcher Angebote für die Kolleginnen und Kollegen in der direkten Patientenversorgung bestätigt UKS-Pflegedirektor Serhat Sari: „Wir haben am UKS unterschiedlichste Berufsgruppen, die mit Patientinnen und Patienten arbeiten. Sie kommen dadurch leider regelmäßig in herausfordernde Situationen. Nicht nur, aber gerade auch für die Pflegefachkräfte können Deeskalationstrainings wichtige Kenntnisse vermitteln.“ Und diese Kenntnisse schützen nicht nur die Beschäftigten selbst, auch die Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen profitieren. Für Sari war es daher selbstverständlich, das Projekt zu fördern und auf den Weg zu bringen. „In unserem Schulzentrum haben wir eine erfahrene Kollegin, die das Projekt DeEsk entwickelt und nun erfolgreich in eine Pilotphase geführt hat“.

Die treibende Kraft hinter „DeEsk – Training für Deeskalation und Gewaltprävention am UKS“ ist Katrin Lang, die im Referat für Fort- und Weiterbildung am Schulzentrum des UKS arbeitet. Als Pflegewissenschaftlerin und erfahrene Fachpflegerin für Psychiatrie kennt sie den klinischen Berufsalltag und ist durch einige Zusatzausbildungen zudem Expertin für das Thema Deeskalation. Ihr Interesse daran wurde der ausgebildeten Deeskalationstrainerin bereits in die Wiege gelegt. „Mein Vater Thomas arbeitet auch am UKS, hat schon vor mehr als 20 Jahren erste Trainings auf dem Campus angeboten“, erklärt Lang. Sie freut sich daher sehr, dass sie dieses Thema am Universitätsklinikum fortführen und erweitern kann. Ihr Ziel ist es, eine achtsame Haltung der Deeskalation und Gewaltprävention bei allen Beschäftigten in allen Hierarchieebenen zu etablieren und damit einen Beitrag zum Schutz sowohl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch der Patientinnen und Patienten zu leisten. Das Projekt ist in Stufen konzipiert und wird nun zum praktischen Auftakt für die Beschäftigten der Zentralen Notaufnahme (ZNA) und in der Klinik für Psychiatrie angeboten. „Wir wissen aus Studien, dass es in diesen Arbeitsbereichen sehr oft zu Auseinandersetzungen oder gar gewalttätigen Übergriffen kommt und haben uns daher bewusst entschieden, dort mit unserem Angebot zu beginnen“, so Lang. Besonders in Petra Jost (Geschäftsführende Pflegedienstleitung des Neurozentrums und Stellvertretende Pflegedirektorin) und in Oliver Bieg (Pflegerische Leitung ZNA) fand Lang daher mit ihrem Konzept bereits sehr früh Unterstützung.

Zum Auftakt wurden nun drei Termine organisiert, an denen jeweils 20 Teilnehmende zwei Tage lang ein sehr umfangreiches Training durchlaufen. „Es besteht sowohl aus praktischen als auch aus theoretischen Inhalten. Wir vermitteln Techniken, um aggressives Verhalten während jeder Phase der Eskalation zu deeskalieren und Sicherheitsmaßnahmen zu fördern. Dabei schulen wir eine Kombination aus verbalen Deeskalationstechniken und Selbstverteidigung“, erläutert Lang.

Das Training selbst kann grob in drei Teilbereiche gegliedert werden. Zu Beginn sei es zentral, die grundlegenden Mechanismen darzustellen und zu verstehen. Dabei können die Teilnehmenden auch ihre eigenen Erfahrungen einbringen. „Es gibt unterschiedliche Formen von Aggression und Gewalt, die wir beleuchten. Und wir erklären die verschiedenen Phasen einer Eskalation und die Faktoren, die dabei wirken können“, so Lang. Der größte Teilbereich in den Trainings befasst sich mit Prävention, die wiederum in drei Unterbereiche gegliedert ist. In der primären Prävention geht es vor allem darum, vorbeugende Strategien zu ergreifen, damit es erst gar nicht zu Aggression und Gewalt kommt. Die Sekundärprävention befasst sich mit den Möglichkeiten, wie man sich in kritischen Situationen und bei Übergriffen richtig verhält. Und in der tertiären Prävention liegt der Fokus schließlich darauf, nach einem Übergriff entsprechend zu reagieren und zu reflektieren. Der dritte Teilbereich der Deeskalationstrainings sind dann die praktischen Inhalte und Übungen. „In Rollenspielen werden verbale Deeskalationstechniken im Simulationshospital trainiert und in der Sporthalle geht es um die sogenannten taktilen Techniken. Wir üben also Haltetechniken oder die Abwehr von körperlichen Angriffen“. Die Rollenspiele sieht die Trainerin dabei als ganz wichtige Bausteine. „Die Kolleginnen und Kollegen wechseln dabei die Perspektive, sammeln wichtige Selbsterfahrungen. Wie fühlt sich ein Patient, der zur Sicherheit und als Mittel der letzten Wahl fixiert werden muss?“ Das alles helfe nicht nur den Kolleginnen und Kollegen, sondern diene letztendlich ebenso dem Patientenschutz. „Im Idealfall hilft das Training dabei, dass Situationen erst gar nicht eskalieren. Und sollte es doch so weit kommen, können unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer präzise und sicher reagieren. Ein gezieltes Eingreifen kann dann verhindern, dass eine aggressive Person andere Menschen oder sich selbst verletzt.“

Am ersten Durchlauf des neuen Deeskalationstrainings Mitte April nahmen Kolleginnen und Kollegen aus der Pflege, dem Ärztlichen Bereich, Erzieherinnen und Psychologinnen teil. Neben Katrin Lang vermittelten auch der erfahrene Fachpfleger für Psychiatrie Sascha Schlusche und der Bexbacher Kampfsport-Trainer Denis Heim theoretische und praktische Inhalte. Von den Teilnehmenden gab es danach zahlreiche positive Rückmeldungen. Jeweils Mitte Mai und Juni finden die beiden anderen Kurse im Rahmen der Pilotphase statt. Danach werden die Ergebnisse evaluiert und das Angebot soll als reguläre Fortbildung für alle Interessierten angeboten werden.

Kontakt
Katrin Lang, M.Sc.
Schulzentrum, Referat für Fort- und Weiterbildung
Universitätsklinikum des Saarlandes
Telefon 0 68 41 / 16 - 2 30 40
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www.uks.eu/schulzentrum

Die beiden Trainer Denis Heim und Sascha Schlusche bei einer praktischen Vorführung
„So macht man es nicht“ – Kampfsport-Trainer Denis Heim (links), der in Bexbach die Sportschule Alpha Team führt und bei den Praxiseinheiten unterschiedliche Techniken zum Selbstschutz lehrt, demonstriert und erklärt hier einen Fehler. Der psychiatrische Fachpfleger des UKS Sascha Schlusche (rechts) mimt dabei den Angreifer, er unterrichtet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aber ebenfalls praktisch als Trainer. (Foto: Laura Glücklich / UKS)