Am 10. und 11. Oktober 2025 fand in Saarbrücken der allererste „Health Hackathon Saar“ statt. Über zwei Tage hinweg hatten interdisziplinäre Teilnehmende die Gelegenheit, in Kleingruppen innovative Lösungen für aktuelle Herausforderungen im Gesundheitswesen zu entwickeln: von KI-gestützter Versorgung über digitale Gesundheitsdatenräume bis hin zu zirkulären MedTech-Lösungen.
Ein besonderer Fokus lag auf dem Bereich der "Geschlechter-spezifischen Medizin in der Kinder- und Jugendmedizin". Hier waren die Oberärztin PD Dr. Nasenien Nourkami-Tutdibi und die Diätassistentin Sibylle Eisinger aus der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie des UKS (Direktor Prof. Dr. Michael Zemlin) sowie Prof. Daniela Yildiz, Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie der UdS, vertreten.
Ein herausragender Erfolg wurde vom Team erzielt, das sich mit dem Thema „Geschlechter-spezifische Medikation bei Kindern und Jugendlichen“ befasste. Mit einem innovativen Ansatz und der Präsentation eines ersten Prototyps einer speziellen App konnten sie die Jury überzeugen und den 1. Platz beim Health Hack Saar 2025 gewinnen:
Medikamente bei Kindern und Jugendlichen werden fast immer „geschlechtsneutral“ dosiert, obwohl Jungen und Mädchen ganz unterschiedlich auf Wirkstoffe reagieren können. Medikamente für Kinder und Jugendliche werden nämlich in der Regel basierend auf dem Alter und dem Körpergewicht dosiert. Studien, die genderspezifische Unterschiede in der Wirkung von Medikamenten erforschen, sind in dieser Altersgruppe selten. Die meisten vorhandenen Daten stammen von Erwachsenen und können nicht einfach auf Kinder und Jugendliche übertragen werden, da sich ihr Stoffwechsel, ihre Organfunktionen und ihre Hormonspiegel ständig verändern. Enzyme, Hormone, Körperzusammensetzung – all das verändert sich im Wachstum, und oft auf ganz verschiedene Weise. Trotzdem fehlt es an fundierten Daten dazu, wie sich die Wirkung von Medikamenten bei Mädchen und Jungen unterscheidet – mit den Folgen: vermeidbare Nebenwirkungen, unpassende Dosierung, mangelnde Wirksamkeit.
Beim Health Hack Saar suchten die Teilnehmenden clevere Ideen und smarte Tools, die helfen können, genderspezifische Unterschiede in der Medikamentenwirkung bei Kindern und Jugendlichen systematisch zu erfassen, zu analysieren oder sogar vorherzusagen. Durch smarte Algorithmen und eine intuitive Anwendung könnte nun der Weg zu einer personalisierten, sicheren und wirksamen Pädiatrie geebnet und somit ein massives Versorgungsdefizit angegangen werden.
Die Challenge „Geschlechter-spezifische Ernährung bei Kindern und Jugendlichen“ erhielt den 3. Platz:
Gesunde Ernährung in der Kindheit ist der Schlüssel für gesünderes Aufwachsen – für starke Knochen, gesunde Gehirne und ein gutes Körpergefühl. Aber: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen – und funktionieren auch nicht mit geschlechtsneutralen Durchschnittswerten. Trotzdem werden Ernährungsrichtlinien für Heranwachsende oft genau so gemacht: pauschal, altersbasiert, ohne die feinen, aber entscheidenden Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen wirklich mitzudenken.
Dabei ist klar: Der Stoffwechsel von Jungen und Mädchen unterscheidet sich schon früh – noch bevor die Pubertät richtig losgeht. Während Jungs häufig einen höheren Energiebedarf durch ihren schnelleren Muskelzuwachs haben, brauchen Mädchen unter anderem mehr Eisen wegen ihrer Menstruation und sind stärker durch gesellschaftliche Schönheitsideale von Essstörungen gefährdet. Diese Unterschiede wirken sich nicht nur auf das Essverhalten, sondern langfristig auch auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit aus.
Es fehlen bislang präzise, gendersensible Empfehlungen, die kindliche Entwicklung, psychosoziale Faktoren und individuelle Bedürfnisse wirklich berücksichtigen.
Gesucht wurden beim Health Hack Saar daher kreative Lösungen, um die Ernährung von Kindern und Jugendlichen personalisierter, geschlechtersensibler und alltagsnaher zu gestalten. Die digitale Anwendung visualisiert die alters- und geschlechtsspezifischen Bedarfe, gibt Feedback und unterstützt die Prävention und Beratung.
Aus beiden Challenges entstanden Prototypen für Web-basierte Applikationen, an denen in kleinen Arbeitsgruppen in den nächsten Monaten intensiv weitergearbeitet wird.
Der Health Hackathon Saar erhielt hohe Anerkennung durch den Besuch von Prof. Frank Kirchhoff, Sprecher des Centers of Gender-sensitive Biology & Medicine (CGBM) an der Universität des Saarlandes, der sich persönlich einen Einblick in die Bearbeitung der Challenges verschaffen konnte.
Health Hackathon Saar 2025
Die Veranstaltung wurde initiiert und organisiert von Dr. Julia Pierzina und den Teams von health.AI - Innovativer Gesundheitsraum Saar, dem k8 Institut für strategische Ästhetik sowie der saaris - saarland innovation und standort GmbH.
Neben Dr. Pierzina und Jenny Nguyen als Expertin im Bereich Medizin und KI bestand die Jury noch aus Dr. Florian Brandt, IKK Südwest, und Bernd Pohl, Inhaber Co-working Space Halle 4.
Der Health Hack Saar 2025 ist Teil des Health.AI Hubs, gefördert durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt im Rahmen des Programms “Wir! Wandel durch Innovation in der Region”, in Kooperation mit der Wirtschaftsförderungsagentur saaris – saarland innovation und standort GmbH.
Die Veranstaltung wurde umgesetzt mit der freundlichen Unterstützung des European Digital Innovation Hub Saarland, der IKK Südwest, der Landesgruppe Saarland des Startup Verbands, der Halle4 powered by we start spaces und der Testfabrik Consulting + Solutions AG.
Weitere Infos: Health Hack Saar 2025 - HEALTH.AI





