„Nach einem Misshandlungsverdacht beginnt für viele Kinder eine Odyssee durch Instanzen der Rechtsmedizin, Kindermedizin, Polizei und Justiz und oft auch der Gynäkologie, die von vielen Betroffenen später als sehr belastend und beängstigend geschildert wird“, erklärt Prof. Eva Möhler, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am UKS. „Um diese Sekundärtraumatisierungen zu verhindern, gibt es das Konzept des Childhood-Hauses, das alle genannten Disziplinen in kinderfreundlichen und stressreduzierend eingerichteten Räumlichkeiten zusammenführt.“ Teil des Konzeptes ist ebenfalls eine fest angestellte, sozialpädagogische und psychologische Begleitung für die Kinder.
Das Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit, welches das Konzept des Childhood-Hauses von Beginn an engagiert unterstützt und vorangetrieben hat, wird jährlich Personalkosten in Höhe von 100.000 Euro tragen. Der zuständige Minister Dr. Magnus Jung erklärt dazu: „Die Landesregierung wird nach der Verabschiedung des saarländischen Kinderschutzgesetzes im vergangenen Jahr den begonnenen Weg zur Stärkung des Kinder- und Jugendschutzes beherzt weitergehen und durch die Förderung innovativer Maßnahmen sowohl im Bereich der Prävention als auch der Intervention weiter flankieren. Ich freue mich sehr darüber, dass nun mit der Einrichtung des Childhood-Hauses auf dem UKS-Campus eine nach international anerkannten Standards zertifizierte Anlaufstelle für von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche geschaffen wird.“
Initiator des Childhood-Haus-Konzeptes in Deutschland ist die World Childhood Foundation, die 1999 von Ihrer Majestät Königin Silvia von Schweden gegründet wurde und sich weltweit für das Recht auf eine Kindheit frei von sexualisierter Gewalt und Missbrauch stark macht. In Deutschland hat die Stiftung aktuell bereits zehn Childhood-Häuser auf den Weg gebracht. Für das zukünftige Haus in Homburg wird sie unter anderem eine gerichtssichere Vernehmungstechnik, die gesamte medizinische Ausstattung und die Möblierung finanzieren sowie darüber hinaus die Kosten für eine Projektleiterstelle zur Implementierung der Workflows für sechs Monate übernehmen. „Das Childhood-Haus-Konzept zeigt, wie im besten Sinne für und mit Kindern und Jugendlichen zusammengearbeitet werden kann und ihre Rechte – so wie sie in der UN-Kinderrechtskonvention beschrieben sind – in die Praxis umgesetzt werden können. Wir freuen uns sehr, dass wir für die Umsetzung dieses Ziels so starke Partner im Saarland gewinnen konnten“, erklärt Dr. Astrid Helling-Bakki, Geschäftsführerin der World Childhood Foundation Deutschland.
Das Childhood-Haus am UKS soll zukünftig über einen geräumigen und kinderfreundlichen Wartebereich verfügen und den jungen Menschen einen Skills-Raum zur Affektregulation und Stressresilienz bieten. Des Weiteren sind Büroräume, ein Untersuchungs- und ein Vernehmungszimmer mit der erforderlichen audiovisuellen Technik ebenso wie ein geräumiges Besprechungszimmer geplant. Wert wird ebenfalls auf einen überdachten Außenbereich für Kinder und Jugendliche gelegt, samt Boxbirne, Ergometer und Schaukel – zur Selbstberuhigung und zum Durchatmen.
Die Einrichtung des Außenbereiches und der Innenräume in Gebäude 33 auf dem UKS Campus soll im August starten. Zuvor stehen dort Sanierungsarbeiten an. Deren Kosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro trägt die Genossenschaft Rheinland-Pfalz-Saar des Johanniterordens. Dazu erklärt Dr. Wittigo von Rabenau, regierender Kommendator des Ordens: „Der Gründer des ersten Hospitals in Jerusalem, unser Ordensbruder Gerhard, stellte im Jahr 1099 fest, dass ´es immer Menschen geben wird, die daran arbeiten wollen, das Leid geringer, das Elend erträglicher zu machen´. Ich wiederhole bewusst: Diese Aussage ist nun über 900 Jahre alt und trotzdem aktuell und berechtigt, wie nie zuvor. In seiner heute noch gültigen Regel hat sich der Johanniterorden den Auftrag gegeben, sich allezeit für die Kranken und Schwachen, für die Benachteiligten und Beeinträchtigten einzusetzen und sich durch praktische, diakonische Arbeit tagtäglich – soweit es die Mittel und Fähigkeiten erlauben – in die Linderung von menschlicher Not und persönlichem Leid einzubringen. Wir Johanniter danken daher allen, die mit dazu beigetragen haben, mit der Gründung des ´Childhood-Haus Saarland, dem Johanniter Kinderschutzkompetenzzentrum´ am UKS einen weiteren wichtigen Baustein für den Kinderschutz in Deutschland zu platzieren.“
„Wir sind den Johannitern, die die Arbeit unserer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie bereits seit 2009 mit dem Johanniter Haus des UKS fördern, überaus dankbar für die großzügige Unterstützung des nun entstehenden Childhood-Hauses. In unseren Dank schließen wir ebenso die World Childhood Foundation und die saarländische Landesregierung ein, ohne deren Engagement dieses Projekt ebenfalls nicht realisiert werden könnte. Gemeinsam sorgen wir jetzt dafür, dass von Gewalt und Misshandlungen betroffene Kinder und Jugendliche zukünftig eine noch bessere Betreuung und Begleitung erfahren. Ich freue mich auf die Einweihung des Hauses und habe mir fest vorgenommen, ihr beizuwohnen“, erklärt Ulrich Kerle, Kaufmännischer Direktor des UKS und Geschäftsführer des Johanniterhauses des UKS. Ihm, der das Projekt von Anfang an begleitet und gefördert hat, war es ein wichtiges Anliegen, die heutige Vertragsunterzeichnung noch im März durch-zuführen – als eine seiner letzten Amtshandlungen, bevor er im April in den Ruhestand eintritt.
Kontakt:
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Kirrberger Straße, Gebäude 90.2, 66421 Homburg
Direktorin: Prof. Dr. med. Eva Möhler
06841 16 – 24395
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