Prostatakarzinom - PCA

Prostatakrebs

Der Prostatakrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung des Mannes

Der Prostatakrebs (medizinisch: Prostatakarzinom; PCA) ist eine bösartige Tumorerkrankung, die vom Drüsengewebe der Vorsteherdrüse (Prostata) ausgeht. Der Prostatakrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung des Mannes (ca. 65.000 Neuerkrankungen pro Jahr) und ist nach dem Lungenkrebs für die zweitmeisten krebsbedingten Todesfälle bei Männern verantwortlich (ca. 15.000 Todesfälle pro Jahr; Robert Koch Institut, 2021).

Der klinische Verlauf des Prostatakrebses ist sehr variabel und hängt vor allem vom Stadium der Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose (lokal begrenzter, lokal fortgeschrittener oder metastasierter Tumor) und der Aggressivität des Tumors ab. Letztere wird durch den Pathologen vor allem anhand des sogenannten Gleason-Scores (auch ISUP- oder WHO-Grad genannt) bestimmt, der das mikroskopische Erscheinungsbild des Tumors beschreibt.
Die Erkrankung ist im Frühstadium in der Regel symptomlos. Im fortgeschrittenen Stadium können Beschwerden wie Blasen- und Darmentleerungsstörungen, Erektionsprobleme, durch Metastasen bedingte Knochenschmerzen, Gewichtsverlust und/oder Blutarmut auftreten.

Für Männer ab dem 45. Lebensjahr mit einer Lebenserwartung von mehr als 10 Jahren wird im Rahmen der von den gesetzlichen Krankenkassen finanzierten Früherkennungsuntersuchungen eine (jährliche) Vorsorge mit Abtasten der Prostata empfohlen. Wenn bei nahen Verwandten Prostatakrebs bekannt ist (Vater oder Brüder), sollte die Früherkennung bereits mit dem 40. Lebensjahr beginnen, weil das Risiko eines Prostatakarzinoms erhöht ist. Auch Afro-Amerikanische Männer haben genetisch ein leicht erhöhtes Risiko. Zusätzlich kann nach entsprechender Aufklärung eine Blutentnahme mit Bestimmung des prostata-spezifischen Antigens (PSA) erfolgen, dessen Erhöhung auf das Vorliegen eines Prostatakarzinoms hinweisen kann. Auch wenn die PSA zur Prostatakarzinom-Früherkennung kein Bestandteil der gesetzlichen Früherkennungsuntersuchungen ist, wird diese Untersuchung durch uns und die urologischen Fachgesellschaften als sehr sinnvoll eingestuft, wenn sie richtig durchgeführt und das Ergebnis sorgfältig interpretiert wird. Eine Erhöhung des PSA-Wertes kann neben einem Prostatakarzinom auch auf einer Prostata-Entzündung oder einer Vergrößerung des Prostatavolumens beruhen. Zur weiteren Abklärung einer erhöhten PSA-Wertes ist unbedingt eine Vorstellung beim Urologen zum Empfehlen, der dann weiterführende Untersuchungen wie einen transrektalen Ultraschall der Prostata (TRUS), eine Magnetresonanztomographie und/oder eine Stanzbiopsie der Prostata (Probenentnahme) durchführt, um zu überprüfen ob ein Prostatakarzinom vorliegt. Die mikroskopische Untersuchung des mittels der Prostatabiopsie entnommenen Gewebes (in der Regel werden je nach Ausgangssituation zwischen 4 und 25 Stanzbiopsien entnommen) erfolgt durch einen Pathologen. Wenn ein Prostatakrebs vorliegt, wird die Aggressivität des Tumors mittels des Gleason-Scores (siehe oben) eingestuft. Der Gleason-Score kann Werte von 6 bis 10 annehmen, wobei ein höherer Wert auf einen aggressiveren Tumor hinweist. Bei einem Gleason-Score von 6 liegt ein niedrig-aggressives Prostatakarzinom vor. Bei einem Gleason-Score von 7 spricht man von einem Prostatakarzinom mittleren Risikos, ab einem Gleason-Score von 8 liegt ein hoch-aggressives Prostatakarzinom vor. In Abhängigkeit des PSA-Werts und des Gleason-Scores können gegebenenfalls zusätzliche Untersuchungen zur Beurteilung einer möglichen Streuung des Tumors („Staging-Untersuchungen“) notwendig sein. Als Standarduntersuchungen werden hier eine Computertomographie des Bauchraums und Beckens sowie eine Knochenszintigraphie durchgeführt. Liegen alle oben genannten Befunde vor, werden diese in unserem interdisziplinären Tumorboard (Prostatakrebszentrum PKZ) gemeinsam mit KollegInnen aus der Urologie, der Klinik für Strahlentherapie, der Pathologie, der Nuklearmedizin, der Psychoonkologie und der onkologischen Fachpflege ausführlich besprochen und diskutiert, sodass eine patientenspezifische Therapieempfehlung ausgesprochen werden kann.

 

Bei einer lokalen Tumorerkrankung sind die therapeutischen Optionen: aktive Beobachtung („Active Surveillance“)
Bei Frühformen des Tumors und Gleason Score von 6 mit einem PSA Wert unter 10ng/ml ist eine aktive Beobachtung des Tumors ohne sofortige Therapie möglich. Diese aktive Überwachung besteht aus regelmäßigen PSA-Bestimmungen, Prostata-MRTs und Re-Biopsien der Prostata. Erst im Falle einer Zunahme der Aktivität des Krebses (Änderung des Gleason-Score oder des PSA-Wertes, Zunahme der Anzahl tumorbefallener Stanzbiopsien in den Rebiopsien) wird dann eine aktive Therapie geplant.

Komplette operative Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie)
Im Rahmen der radikalen Prostatektomie erfolgt eine komplette Entfernung der Prostata, der Samenblasen, der in die Prostata einmündenden Abschnitte der Samenleiter sowie in manchen Fällen der Beckenlymphknoten. Als mögliche Komplikation nach der Operation können ein ungewollter Urinverlust (Harninkontinenz) und/oder Probleme der Erektionsfähigkeit (erektile Dysfunktion) auftreten. Wenn sich der Patient für eine Operation entscheidet, so wird diese an unserer Klinik minimal-invasiv roboterassistiert mit dem DaVinci-System (Intuitive®) vorgenommen, welche eine der modernsten derzeit verfügbaren operativen Therapien darstellt. In unserer Klinik setzen wir das DaVinci-System seit 2006 ein und führen pro Jahr etwa 300 bis 400 radikale Prostatektomien durch.
Weitere Informationen hierzu finden Sie auf diesen Seiten Deutsches Da Vinci Zentrum (DDVZ).

Die Strahlentherapie der Prostata
Hier kann die Prostata entweder durch die Haut (extrakorporal; EBRT) bestrahlt werden oder es werden radioaktive „Seeds“ in die Prostata implantiert, welche in die Prostata „von innen“ bestrahlen. Auch bei diesen Therapieformen können Komplikationen wie Harninkontinenz und erektile Dysfunktion auftreten.
Diese Therapie erfolgt durch die Kollegen der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie.

Welches der oben genannten Therapieverfahren für einen Patienten mit lokal begrenztem Prostatakrebs in Frage kommt und am vielversprechendsten ist, hängt von vielen medizinischen Faktoren aber auch der Präferenz des Patienten am und daher ausführlich durch einen Urologen gemeinsam mit dem Patienten besprochen werden. Darüber hinaus befinden sich viele „alternative“ Therapieoptionen in der Erprobung, jedoch reichen die bisherigen wissenschaftlichen Daten aus klinischen Studien bei keiner dieser Therapien für eine Empfehlung im Sinne der urologischen Therapieleitlinien aus.

Wird die Diagnose des Prostatakarzinoms erst im späteren Stadium gestellt, kann bereits eine Streuung des Tumors („Metastasierung“) stattgefunden haben. Diese Metastasen befallen vorrangig die örtlichen Lymphknoten im kleinen Becken, weiter entfernt gelegene Lymphknoten und das Skelett.  Deutlich seltener werden auch andere Organe wie Lunge, Leber oder Gehirn von Metastasen befallen.
In diesem Fall ist eine Heilung nicht mehr möglich und es wir eine „systemische“, medikamentöse Therapie eingeleitet. Das Ziel dieser Therapie ist eine Kontrolle der Tumorerkrankung mit einer Verlängerung des Lebens unter einer möglichst guten Lebensqualität.
Als Grundlage der Therapie erfolgt ein medikamentöser Testosteronentzug („Hormontherapie“) mittels Spritzen ins Unterhautfettgewebe und/oder Tabletten. Hierdurch kann das Prostatakarzinom nicht weiterwachsen und der PSA-Wert fällt häufig bis fast auf 0 ab. Häufige Nebenwirkungen dieser Therapie sind vermehrtes Schwitzen, Müdigkeit und Gewichtszunahme. In manchen Fällen kann es empfehlenswert sein, diese Hormontherapie zusätzlich mit einer Chemotherapie zu kombinieren. Diese Chemotherapie wird in der Regel komplett ambulant durchgeführt. Wenn der Prostatakrebs trotz des Testosteronentzugs wieder aktiv wird und der PSA-Wert erneut ansteigt, spricht man von einem „kastrationsresistenten“ Prostatakarzinom.
In diesem Krankheitsstadium wird die Hormontherapie mittels Spritzen als Grundlage der Therapie weitergeführt, jedoch müssen weitere Therapeutika zusätzlich eigenommen werden. Hier können neben verschiedenen etablierten Substanzen (teils als Tablette, teils als Infusion) auch Therapien im Rahmen von klinischen Studien (klinische Studienzentrale) zum Einsatz kommen.

 

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