Selektive interne Radiotherapie (SIRT) in der Klinik für Nuklearmedizin am UKS

Die Selektive interne Radiotherapie, kurz als SIRT bezeichnet, die wir in der Klinik für Nuklearmedizin am UKS in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Radiologie und Onkologie anbieten, ist ein spezialisiertes Verfahren, das zur Behandlung von Lebertumoren und Lebermetastasen zum Einsatz kommt.

Die Vorteile der SIRT liegen vor allem in der zielgerichteten Behandlung, bei der eine gewisse Dosis an Strahlung direkt am Tumor wirkt, ohne das gesunde Nachbargewebe mit zu bestrahlen. Die Selektive interne Radiotherapie wird für Patientinnen und Patienten in Betracht gezogen, die für traditionelle chirurgische Eingriffe nicht infrage kommen oder bei denen andere Therapieformen nicht mehr erfolgreich erscheinen.

Wie wird die SIRT durchgeführt?

Unter Röntgenkontrolle führt die Ärztin oder der Arzt einen dünnen Schlauch (Katheter) über die Leiste bis in die Leberarterie, in der Nähe des Tumors. Durch diesen Katheter wird eine radioaktive Substanz direkt in die Blutgefäße eingeführt, die den Tumor versorgen. Diese Substanz ist an winzige Kügelchen aus Harz (SIR-Spheres®) oder Glas (TheraSpheres®) gebunden.

Die Kügelchen sind sehr klein, etwa 20 bis 40 Mikrometer im Durchmesser, und sollen die feinen Gefäße blockieren, die den Tumor versorgen. Die radioaktive Substanz auf den Kügelchen, Yttrium-90 (Y-90), sendet hochenergetische Betastrahlung aus, die gezielt den Tumor bestrahlt und zerstört.

Da die Strahlung nur eine geringe Reichweite von weniger als einem Zentimeter im Gewebe hat, wird das umliegende gesunde Lebergewebe sowie andere nahegelegene Organe geschont. Nach der Behandlung ist ein zweitägiger Aufenthalt auf unserer speziellen Strahlenschutz-Station RN-01 der Klinik für Nuklearmedizin am UKS erforderlich.

Wer stellt die Indikation zur SIRT?

Die Indikation zur SIRT wird gemeinsam von den behandelnden Onkologinnen und Onkologen, Nuklearmedizinerinnen und Nuklearmedizinern sowie Radiologinnen und Radiologen am UKS gestellt.

Wie müssen Sie sich auf die Therapie in der Klinik für Nuklearmedizin am UKS vorbereiten?

Die Möglichkeit der SIRT-Behandlung wird zum einen auf ärztlicher Ebene abgeklärt. Zum anderen werden die Patientinnen und Patienten in einem ausführlichen Vorgespräch über die Behandlung aufgeklärt und es findet eine stationäre Aufnahme zur Durchführung der notwendigen Voruntersuchungen statt.

Die Vorbereitung für die Selektive interne Radiotherapie (SIRT) ist umfassend und zielt darauf ab, die Sicherheit und Effektivität der Behandlung zu maximieren. Zu Beginn wird eine detaillierte Anamnese durchgeführt, um Ihre bisherige Krankengeschichte und Behandlungen zu erfassen. Darauf folgt eine umfassende Laboruntersuchung, einschließlich der Überprüfung von Leberfunktionsparametern, Blutbild und Tumormarkern, um die allgemeine Eignung für die Therapie zu bewerten.

Wesentlich sind zudem bildgebende Verfahren: Eine Kernspintomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) der Leber bestimmt die genaue Position und Größe des Tumors, während eine Positronen-Emissions-Tomografie (PET) weitere Metastasen außerhalb der Leber ausschließt. Eine diagnostische Angiografie (Darstellung der Blutgefäße) visualisiert die Blutversorgung des Tumors und ermöglicht gegebenenfalls den Verschluss abführender Gefäße, um eine optimale Verteilung der Therapie zu gewährleisten.

Abschließend wird eine schwach radioaktive Testsubstanz injiziert und mittels einer speziellen Untersuchung (planare Szintigrafie) die Verteilung überprüft, um die präzise Ausrichtung der SIRT sicherzustellen.

Welche Gegenanzeigen gibt es zur SIRT?

Es gibt relative und absolute Gegenanzeigen (Kontraindikationen) für die SIRT-Therapie, die von der Art des eingesetzten radioaktiven Medikaments abhängen können:

Relative Gegenanzeigen (individuell abzuwägen)

  • Vorhandensein kleinerer Metastasen außerhalb der Leber
  • Shuntvolumen (Umgehungskreislauf) zwischen Leber und Lunge liegt zwischen 10 und 20 Prozent
  • Teilweiser Verschluss der Pfortader

Absolute Gegenanzeigen (Therapie darf auf keinen Fall durchgeführt werden)

  • Größere Tumorabsiedlungen außerhalb der Leber
  • Stark eingeschränkte Leberfunktion oder Vorhandensein von Bauchwassersucht (Aszites)
  • Shuntvolumen (Umgehungskreislauf) zwischen Leber und Lunge beträgt mehr als 20 Prozent
  • Vollständiger Verschluss der Pfortader

Wie läuft die SIRT ab?

Indikationsprüfung und Aufklärung

Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte prüfen gründlich, ob die SIRT-Therapie für die Patientin oder den Patienten geeignet ist. Ein ausführliches Aufklärungsgespräch findet statt, um die Patientin oder den Patienten über die Behandlung zu informieren und offene Fragen zu klären.

Vorbereitung

Zunächst werden spezielle bildgebende Untersuchungen (wie CT oder MRT) durchgeführt. Gegebenenfalls sind radiologische Eingriffe an den Leber- oder Tumorgefäßen notwendig. Dann wird die Patientin oder der Patient stationär aufgenommen.

Durchführung der SIRT

Während des stationären Aufenthalts wird eine Angiografie durchgeführt. Hierbei handelt es sich um eine bildgebende Methode zur Darstellung der Blutgefäße. Über einen Katheter, der in die Leberarterie eingeführt wird, werden die Yttrium-90-beladenen Kügelchen gezielt eingebracht.

Die korrekte Verteilung der Kügelchen wird mittels Szintigrafie überprüft, einer speziellen nuklearmedizinischen Untersuchung.

Nach der Behandlung

Die Patientin oder der Patient verbringt 48 Stunden auf einer speziell ausgestatteten Station in der Klinik für Nuklearmedizin am UKS. In dieser Zeit werden die unmittelbaren Reaktionen auf die Behandlung überwacht und sichergestellt, dass die Therapie wie geplant wirkt.

Nachsorge nach der SIRT

Die Nachsorge ist von großer Bedeutung und erfolgt in Zusammenarbeit mit den überweisenden Ärztinnen und Ärzten sowie dem Gastroenterologie-Team des Krankenhauses. Sie umfasst:

  • Regelmäßige Laborkontrollen: Überprüfung der Leberfunktion mittels Bluttests.
  • Bildgebende Kontrollen: Regelmäßige CT- oder MRT-Untersuchungen zur Beurteilung des Therapieerfolgs.

Diese Maßnahmen stellen sicher, dass die Behandlung erfolgreich war und mögliche Komplikationen frühzeitig erkannt und behandelt werden können.

Wie oft erfolgt die SIRT?

In der Regel erfolgt die SIRT einmalig an einem einzelnen Behandlungstag. In Einzelfällen kann bei Wiederauftreten von Leberveränderungen eine erneute SIRT notwendig sein.

Für Fachkreise: Fallbeispiel II SIRT

60-jähriger Patient mit hepatisch metastasiertem Rektalkarzinom. Nach hepatischer Progression nach zwei Chemotherapien erhielt der Patient drei Zyklen der selektiven internen Radiotherapie (SIRT) gefolgt von einer Immuntherapie. Die große Tumorlast konnte durch die SIRT dramatisch reduziert werden mit einer vollständigen Remission nach Immuntherapie. Keine hämatologische Toxizität war festzustellen und die Lebensqualität konnte signifikant gesteigert werden. Das Therapiemonitoring erfolgte mittels 18F-FDG PET Bildgebung.

Welche Komplikationen oder Nebenwirkungen der SIRT sind bekannt?

Komplikationen nach und während einer SIRT sind insgesamt selten. Eine wesentliche Komplikationsmöglichkeit ist eine Implantation von radioaktiven Kügelchen außerhalb der Leber wie in Magen- oder Darmwand. Dies kann beispielsweise zur Magenschleimhautentzündung oder sogar zu einem Magengeschwür führen. Im Falle eines Umgehungskreislaufs (Shunt) zwischen Leber und Lunge kann es zu einer strahlenbedingten Lungenentzündung kommen. Dieser Umgehungskreislauf wird allerdings mithilfe der Testsubstanz vor Durchführung der SIRT beurteilt. Allergische Reaktionen auf die Kügelchen sind bisher nicht beschrieben worden.