PSMA gerichtete Radioligandentherapie (PSMA/RLT) in der Klinik für Nuklearmedizin am UKS

Mit der PSMA gerichteten Radioligandentherapie (PSMA/RLT) steht uns in der Klinik für Nuklearmedizin am UKS eine innovative Behandlungsmethode zur Verfügung, die insbesondere zur Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs zur Anwendung kommt. PSMA steht dabei für Prostataspezifisches Membranantigen, ein Protein, das hauptsächlich auf der Oberfläche von Prostatakrebszellen vorkommt und in hohen Mengen auf fast allen Prostatakrebszellen, besonders bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Prostatakrebs, gebildet wird.

Bei der PSMA gerichteten Radioligandentherapie (PSMA/RLT) wird ein radioaktiv markiertes Molekül verwendet, das sich gezielt an das PSMA bindet. Durch diese Anbindung wird die radioaktive Substanz direkt zu den Krebszellen geleitet, wo sie die hochwirksame Betastrahlung abgibt, die die Krebszellen abtötet oder ihr Wachstum hemmt, ohne dabei gesundes Gewebe zu schädigen.

Report über die PSMA/RLT

Wann für eine PSMA gerichtete Radioligandentherapie (PSMA/RLT) entscheiden?

Das Prostatakarzinom ist der häufigste bösartige Tumor des Mannes in Deutschland. Mit einer Operation oder Bestrahlung ist in vielen Fällen eine Heilung der Erkrankung möglich. In fortgeschrittenen Fällen, also wenn das Prostatakarzinom bereits metastasiert hat, wird oft eine Anti-Hormon-Therapie eingeleitet. Nach längerer Dauer der Anti-Hormon-Therapie werden die Tumorzellen jedoch oft resistent, sie sprechen also nicht mehr auf die Behandlung an. Daher kommen bei weiterem Fortschreiten der Tumorerkrankung andere, unter anderem chemotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten zum Einsatz. Den Überblick über das gesamte Therapiespektrum beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom haben die onkologisch tätigen Spezialistinnen und Spezialisten der Urologie.

Eine neue, zielgerichtete Therapie bei Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom ist die PSMA gerichtete Radioligandentherapie (PSMA/RLT). Sie wird in der Klinik für Nuklearmedizin am UKS durchgeführt.

Wie funktioniert die PSMA gerichtete Radioligandentherapie (PSMA/RLT)?

Dass PSMA auf den Zelloberflächen von Prostatakarzinomzellen sehr reichhaltig vorhanden ist, macht man sich in der nuklearmedizinischen Diagnostik und der PSMA-gerichteten Radionuklidtherapie der Tumore zunutze. Wie bereits erwähnt wird ein Stoff, der sich an das PSMA bindet, in den Körper eingebracht. Im Falle einer diagnostischen Untersuchung sendet er detektierbare Strahlen zur aus, die von einer Gammakamera aufgezeichnet werden. Bei der PSMA-gerichteten Radionuklidtherapie wird das radioaktive Element 177Lutetium verwendet. Es sendet therapeutisch wirksame Strahlen mit kurzer Reichweite aus.

Bei der PSMA gerichteten Radioligandentherapie (PSMA/RLT) kann die radioaktive Strahlung (ß-Strahlung) ihre therapeutische Wirkung direkt an den Tumorzellen entfalten und gleichzeitig das umgebende gesunde Gewebe schonen.

Mehr dazu erfahren Sie im Podcast, der sich mit der PSMA-Radioligandentherapie bei Prostatakrebs beschäftigt.

Podcast mit Prof. Ezziddin

Wann kommt eine PSMA-gerichteten Radionuklidtherapie (PSMA-PRRT) infrage?

Die Behandlung von Prostatakrebs beginnt üblicherweise mit dem Ziel, die Krankheit vollständig zu heilen. Dies geschieht meist durch eine Operation oder Bestrahlung. Trotz der Anwendung dieser gründlichen Anfangstherapien kann der Krebs in einigen Fällen wiederkehren, was als Rezidiv bezeichnet wird. Wenn der Krebs zu diesem Zeitpunkt nicht operativ entfernt werden kann, wird oft eine Hormontherapie eingesetzt. Diese zielt darauf ab, die Wirkung von Geschlechtshormonen (Androgenen) zu blockieren, die das Wachstum des Prostatakrebses fördern können. Diese Behandlung kann den Krebs für eine gewisse Zeit unter Kontrolle halten.

Mit der Zeit kann es jedoch vorkommen, dass der Krebs gegen die Hormontherapie unempfindlich wird und weiterwächst. Wenn sich der Krebs hauptsächlich auf die Knochen beschränkt, kann eine spezielle Radionuklidtherapie mit Alpharadin (auch bekannt als Xofigo) angewendet werden, die gezielt auf die Krebszellen in den Knochen abzielt und diese behandelt. Wenn diese Therapie nicht geeignet ist oder nicht mehr wirkt, müssen viele Patienten eine Chemotherapie durchführen. Obwohl diese Behandlung effektiv sein kann, führt sie oft zu Nebenwirkungen und stellt eine erhebliche Belastung dar.

Wenn der Krebs auch gegen die Chemotherapie resistent wird, kann oft nur noch die PSMA-PRRT helfen. Die Methode nutzt eine sehr gezielte Form der inneren Strahlenbehandlung. Es handelt sich um eine neuartige Behandlungsoption für Patienten, bei denen andere Therapien nicht mehr zufriedenstellend wirken. Diese Therapie ist jedoch nur möglich, wenn die Metastasen oder der Tumor genügend PSMA auf der Zelloberfläche exprimieren. Um dies festzustellen, ist vor Beginn der Therapie eine spezielle Bildgebung, die sogenannte 68Ga-PSMA-PET/CT, notwendig. Diese Untersuchung bietet auch unsere Klinik für Nuklearmedizin am UKS an, um die Eignung für die PSMA-PRRT zu überprüfen.

Wie läuft die PSMA gerichtete Radioligandentherapie (PSMA/RLT) ab?

Nachdem die vorbereitenden Untersuchungen abgeschlossen sind, die unter anderem Labortests und die quantitative Bestimmung von Organfunktionen wie der Nieren- und Speicheldrüsenfunktion umfassen, beginnt die eigentliche Behandlung mit der PSMA-gerichteten Radionuklidtherapie. Dies erfolgt durch die Infusion einer Radionuklidsubstanz über eine Armvene, die speziell auf die individuelle Situation (Tumorlast und Befundkonstellation) des Patienten abgestimmt ist.

Um mögliche Nebenwirkungen zu minimieren, werden unter Umständen prophylaktische Kühlmaßnahmen der Speicheldrüsen, insbesondere der Ohrspeicheldrüsen, durchgeführt. Diese Kühlung von außen hilft, die Strahlenbelastung der Speicheldrüsen zu reduzieren und deren Funktion so weit wie möglich zu erhalten. Zusätzlich wird den Patienten mittels Infusion Flüssigkeit zugeführt, um eine ausreichende Hydrierung zu gewährleisten. Dies ist wichtig, um die Radionuklide effizient durch den Körper zu transportieren und eine optimale Verteilung und Wirkung zu erreichen.

Während des anschließenden stationären Aufenthalts, der normalerweise weniger als eine Woche dauert, werden regelmäßige Überprüfungen durchgeführt, um die Wirksamkeit der Behandlung zu bewerten. Dazu gehören serielle Ganzkörper- und SPECT-CT-Untersuchungen, die dazu dienen, die abgestrahlte Gammastrahlung im Tumor und in den Organen, besonders in den Nieren, zu messen. Diese Messungen sind entscheidend, um die sogenannte Herddosis zu berechnen, also die Dosis, die tatsächlich im Tumor und in den betroffenen Organen ankommt. Ebenfalls erforderlich sind regelmäßige Blutentnahmen, um die allgemeine Gesundheit und Reaktion des Patienten auf die Behandlung zu überwachen.

Gibt es Nebenwirkungen bei der PSMA gerichteten Radioligandentherapie (PSMA/RLT)?

In den weitaus meisten Fällen wird die PSMA gerichtete Radioligandentherapie (PSMA/RLT) sehr gut vertragen. Gelegentlich kommt es zu Nebenwirkungen wie

  • Übelkeit (medikamentös behandelbar)
  • Geschmacksstörungen
  • Mundtrockenheit (teilweise vorübergehend)
  • Abgeschlagenheit

Das PSMA-bindende Radiopharmakon wird sowohl über die Nieren als auch über die Leber und Gallenblase ausgeschieden. Daher ist eine ausreichende Darmaktivität vorteilhaft. Gleichzeitig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr erforderlich.

Die Leber- und Nierenwerte werden nach der PSMA gerichteten Radioligandentherapie (PSMA/RLT) weiter kontrolliert. Risikoorgane sind vor allem die Speichel- und Tränendrüsen, in denen das PSMA-gerichtete Mittel ebenfalls angereichert wird. Eine Kühlung der Speicheldrüsen kann zu einer Minimierung der Strahlenschäden führen, die Gefahr einer dauerhaften Schädigung mit Funktionsverlust (Mundtrockenheit) erscheint jedoch nach bisherigen Erkenntnissen bei der 177Lu(Lutetium)-PSMA-PRRT anders als bei anderen Speicheldrüsen-beteiligenden Radionuklidtherapien gering.

Dennoch kann die Langzeit-Nebenwirkung einer Mund- oder Augentrockenheit nicht ausgeschlossen werden. Zudem kann es zu vorübergehenden Veränderungen des Blutbilds kommen.

Was passiert nach der PSMA gerichteten Radioligandentherapie (PSMA/RLT)?

In der Regel kann der Patient wenige Tage nach der PSMA gerichteten Radioligandentherapie (PSMA/RLT) unsere Klinik für Nuklearmedizin am UKS verlassen. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte erhalten einen ausführlichen Bericht über die durchgeführte Therapie und die erforderlichen Kontrollen der Laborparameter.

Meist sind alle zwei bis vier Wochen Laborkontrollen über den Zeitraum der PSMA-gerichteten Radionuklidtherapie und den Monaten darauf erforderlich. In Abhängigkeit der Untersuchungsergebnisse, der Organfunktionen, insbesondere des Knochenmarks und Nierenfunktion und des Allgemeinzustandes des Patienten wird über die Fortsetzung der PSMA gerichteten Radioligandentherapie (PSMA/RLT) oder weiterer Behandlungszyklen interdisziplinär beraten. Im Einvernehmen mit dem Patienten erfolgt dann unter Umständen die Terminvereinbarung zum nächsten Zyklus.

Für Fachkreise: Fallbeispiele PSMA-Therapie

Expertise bei PSMA gerichteter Radioligandentherapie (PSMA/RLT) der Klinik für Nuklearmedizin am UKS

In der Klinik für Nuklearmedizin am UKS besteht ein therapeutischer Schwerpunkt für onkologische Erkrankungen und innovative Tumortherapien. Prof. Ezziddin ist ein ausgewiesener internationaler Experte für die zielgerichtete Radionuklidtherapie und hat diverse Konzepte zur individualisierten Tumortherapie zum Hauptgebiet seiner klinischen und wissenschaftlichen Bemühungen gemacht. Sein Engagement gilt der Optimierung der Behandlung von metastasierten oder anderweitig schwer behandelbaren Tumorerkrankungen.

Nach der Einführung der auf Lutetium-177 basierten Therapie im Jahr 2004 hat er neue Konzepte zur Steigerung der Effektivität dieser Behandlung erforscht und wissenschaftlich veröffentlicht. Diese Konzepte umfassen intraarterielle Ansätze, bei denen das Radionuklid direkt in die Arterie eingebracht wird, die den Tumor versorgt, sowie dosimetrische Ansätze, die darauf abzielen, die Strahlendosis präzise zu messen und zu steuern, um eine maximale Wirkung auf den Tumor bei minimaler Beeinträchtigung des umliegenden gesunden Gewebes zu erreichen.

Die Klinik für Nuklearmedizin am UKS legt einen besonderen Fokus darauf, die PSMA gerichtete Radioligandentherapie (PSMA/RLT) zu optimieren, indem individuelle Faktoren des Patienten in die Therapieplanung einbezogen werden. Dazu gehören die spezifische Bindungseigenschaft des PSMA-Liganden am Tumor, die Rezeptorkapazität, die die Anzahl der Zielmoleküle auf den Tumorzellen beschreibt, sowie die Tumorlast, die das Ausmaß der Krebserkrankung im Körper angibt. Auch die Funktionen wichtiger Organe wie der Nieren und die Ausscheidungskinetik, also die Rate, mit der das Radionuklid aus dem Körper ausgeschieden wird, sind entscheidende Faktoren.

Die PSMA/RLT hat von der Europäischen Kommission am 13.12.2022 eine offizielle Zulassung erhalten. Abschließend ist zu bedenken, dass obwohl eine vorübergehende Reduktion der Tumormasse und eine Kontrolle des Tumors wahrscheinlich sind, auch diese Methode nach einer gewissen Zeit ihre Wirksamkeit verlieren wird, ähnlich wie andere Behandlungen im fortgeschrittenen, unheilbaren Stadium der Krankheit.

Kontakt & Ansprechpersonen zur Terminvereinbarung und Rückfragen

Anmeldung zur PSMA gerichteten Radioligandentherapie (PSMA/RLT)
Die Entscheidung zur PSMA gerichteten Radioligandentherapie (PSMA/RLT) wird nach Vorliegen aller Befunde gemeinsam mit dem behandelnden Urologen, der Onkologin oder dem Onkologen und weiteren Expertinnen und Experten der Klinik für Nuklearmedizin am UKS in einem interdisziplinären Konsens getroffen.

Anmeldung zur Therapie-Evaluation oder einem orientierenden Beratungsgespräch
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