Alpha-1-Antitrypsinmangel-Register

Die Klinik für Innere Medizin V führt seit 2010 unter der Leitung von Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Robert Bals ein spezielles Register für Erwachsene und Kinder mit der seltenen Erkrankung Alpha-1-Antitrypsinmangel. Das Register ermöglicht eine Übersicht darüber, wie viele Menschen erkrankt sind und wie viele behandelt werden. Das hilft, die Krankheit besser zu verstehen und dadurch neue Therapieansätze zu entwickeln.

Was ist ein Alpha-1-Antitrypsinmangel?

Alpha-1-Antitrypsinmangel (auch: Laurell-Eriksson-Syndrom oder Protease-Inhibitor-Mangel) ist eine vererbbare Krankheit, bei der eine Genmutation zu einer verringerten Produktion von Alpha-1-Antitrypsin führt. Dabei handelt es sich um ein Schutzenzym, das Organe vor dem Angriff durch körpereigene Proteine schützt.

Welche Krankheiten können durch Alpha-1-Antitrypsinmangel entstehen?

Bei verminderter Konzentration dieses Schutzenzyms kommt es im Laufe der Jahre zur Zerstörung von Organgewebe. Dies macht sich bei Erwachsenen – insbesondere bei Rauchern – zuerst in der Lunge bemerkbar.

Erste Beschwerden treten in der Regel zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr auf. Zu Beginn äußert sich die Erkrankung am häufigsten in Form von Luftnot während Belastungssituationen, also zum Beispiel beim Treppensteigen oder beim Radfahren. Im weiteren Verlauf kann sich daraus das Krankheitsbild einer chronischen Bronchitis in Kombination mit einer Lungenüberblähung (Lungenemphysem) entwickeln, die sogenannte chronische obstruktive Lungenerkrankung (COPD).

Neben der Lunge kann – insbesondere bei Kindern – auch die Leber betroffen sein. Dies zeigt sich nicht selten in einer Neugeborenen-Gelbsucht (Neugeborenen-Ikterus) oder erhöhten Leberwerten im Blut.

Auch eine chronische Hepatitis (Leberentzündung) mit Übergang zur Leberzirrhose (Vernarbung und Schrumpfung der Leber) kann Ausdruck eines Alpha-1-Antitrypsinmangels sein.

Einige Menschen tragen zwar die Genmutation in sich, die für den Alpha-1-Antitrypsinmangel verantwortlich ist, bilden aber das beschriebene Krankheitsbild nicht aus. Tatsächlich ist dies nur bei einem kleinen Teil der Betroffenen der Fall. Raucherinnen und Raucher mit Alpha-1-Antitrypsinmangel haben jedoch ein deutlich erhöhtes Risiko, eine Lungenerkrankung zu entwickeln.

Wie viele Menschen sind betroffen?

In Europa liegt die Zahl der Menschen mit einem ausgeprägten Alpha-1-Antitrypsinmangel bei etwa 0,01 bis 0,02 Prozent. In Deutschland gibt es schätzungsweise 12.000 solcher Fälle, wobei ein Drittel davon deutliche Krankheitszeichen zeigen.

Da die Krankheit wenig bekannt ist, wird eine hohe Dunkelziffer vermutet. Deshalb sollten Menschen unter 35 Jahren mit Lungenproblemen auf diesen speziellen Eiweißmangel untersucht werden.

Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?

Alpha-1-Antitrypsin-Konzentration im Blut: Zunächst wird die Konzentration des Proteins im Blut gemessen. Normal sind Werte zwischen 90 und 200 mg/dl. Liegt der Wert darunter, muss man weiter untersuchen.

Bestimmung von CRP: Es wird empfohlen, zusätzlich den Entzündungswert CRP zu bestimmen. Denn das Alpha-1-Antitrypsin ist ein Protein, das bei Infekten vermehrt gebildet wird. Sollte bei seiner Bestimmung gerade ein Infekt bestehen, kann die Person fälschlicherweise als gesund eingeschätzt werden. Die Bestimmung des CRP hilft, die Werte genauer einzuordnen.

Phäno- und Genotypisierung: Ist die Alpha-1-Antitrypsin-Konzentration vermindert, wird im zweiten Schritt der genaue Typ der Erkrankung bestimmt. Es gibt verschiedene Formen des Alpha-1-Antitrypsinmangels, die mit unterschiedlichen Konzentrationen des Enzyms im Blut einhergehen. Je nach Form können die Prognose und der Krankheitsverlauf sehr unterschiedlich sein. Eine genaue Diagnose ist deshalb unerlässlich. Eine solche Phäno- und Genotypisierung hilft, den Verlauf der Krankheit besser zu verstehen und zu reagieren.

Die Bestimmung des Phänotyps erfolgt über eine sogenannte Serumelektrophorese. Am Klinikum der Philipps-Universität Marburg besteht die Möglichkeit, durch Einsendung eines „Alpha-1-Kit“ den Phänotyp beziehungsweise den Genotyp kostenlos bestimmen zu lassen.

Formen des Alpha-1-Antitrypsinmangels

Man unterscheidet homozygote und heterozygote Varianten. Homozygot bedeutet, dass die Betroffenen von beiden Elternteilen ein mutiertes Gen geerbt haben. Bei der heterozygoten Variante haben sie ein gesundes und ein mutiertes Gen geerbt.

Homozygoter Z-Phänotyp Pi*ZZ: Bei dieser häufigsten Form ist die Konzentration von Alpha-1-Antitrypsin erheblich verringert. Meist sind bei der Diagnosestellung nur Werte zwischen 20 und 50 mg/dl nachweisbar.

Heterozygote Variante Pi*SZ: Betroffene haben meist mehr Alpha-1-Antitrypsin im Blut als bei der homozygoten Variante, tragen aber trotzdem ein erhöhtes Risiko für Lungen- oder Leberkrankheiten.

Heterozygote Variante Pi*MZ: Bei dieser Variante sind die Konzentrationen von Alpha-1-Antitrypsin meist nur gering reduziert. Daher kommt es nur in Ausnahmefällen zu Erkrankungen von Lunge und Leber.

Neben den genannten Typen gibt es noch weitere Formen, die aber sehr selten auftreten.

Vorbeugung und Behandlung von Alpha-1-Antitrypsinmangel

Da es noch keine Heilung für die Krankheit gibt, konzentriert man sich darauf, Folgekrankheiten zu behandeln oder zu verhindern. Bereits entstandene Schäden an Lunge und Leber können nicht rückgängig gemacht werden. Das macht eine frühe Krankheitsdiagnose und Behandlung wichtig.

Folgende vorsorgliche Maßnahmen können das Auftreten erster Symptome verzögern:

  • Nichtrauchen
  • Vermeidung von Staub- und Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz
  • Vermeidung von offenem Holzfeuer
  • Regelmäßige Bewegung
  • Vorbeugung von Lungeninfekten, zum Beispiel durch Impfungen (Pneumokokken, Grippe)
  • Vorbeugung von Leberinfektionen, zum Beispiel durch Impfungen (Hepatitis A, Hepatitis B)
  • Ausgewogene Ernährung (vitamin- und eiweißreich), Vermeidung von Übergewicht und übermäßigem Alkoholgenuss
  • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen zur frühzeitigen Erkennung von Umbauprozessen in Lunge oder Leber

Sollten Symptome der Lungenkrankheit vorliegen, müssen diese zusätzlich mit Medikamenten behandelt werden. In schweren Fällen kann auch eine Langzeitsauerstofftherapie notwendig werden.

Zusätzlich ist auch eine sogenannte Substitutionstherapie möglich. Dabei wird das fehlende Enzym dem Körper in Form von wöchentlichen Infusionen verabreicht. Das Enzym wird aus Spenderplasma gewonnen.

Das Deutsche Register für Personen mit Alpha-1-Antitrypsinmangel

Wegen der Seltenheit des Alpha-1-Antitrypsinmangels sind viele Details über den Krankheitsverlauf noch weitgehend unbekannt. Das Alpha-1-Antitrypsinmangel-Register sammelt Informationen von Patientinnen und Patienten, um mehr über die Krankheit zu lernen und die Behandlung zu verbessern. Es ist eines der größten Register weltweit für diese Krankheit. Die Klinik für Innere Medizin V arbeitet mit dem internationalen Alpha-1-Antitrypsin-Register (AIR) zusammen, das die Daten aus fast 20 Staaten zusammenträgt und gebündelt auswertet. Das Register bietet Betroffenen die Gelegenheit, sich aktiv an der Verbesserung der Behandlung des Alpha-1-Antitrypsinmangels zu beteiligen.

Datenschutz
Die im Register erfassten Daten sind geschützt und werden nicht an Dritte weitergegeben. Namen und Adressen der Patientinnen und Patienten werden zum Kontaktieren für Verlaufsuntersuchungen benötigt. Sie werden getrennt von den Krankheitsdaten gespeichert. In dieser Form wurde das Deutsche Alpha-1-Antitrypsin-Mangel-Register vom Datenschutzbeauftragten, der Ethikkommission der Phillips-Universität Marburg und der Landesärztekammer des Saarlandes befürwortet.

Wie wird man Teil des Registers?
Für erwachsene Patientinnen und Patienten gibt es einen Fragebogen, den man ausfüllt, einschickt und so Teil des Registers wird. 

Fragebögen – Download

Wer am Alpha-1-Antitrypsinmangel-Register teilnehmen will, kann den dafür bestimmten Fragebogen mit Patienteneinwilligung ausfüllen.  Der Fragebogen ist als Download verfügbar oder kann per Post zugeschickt werden.

Die Antworten werden in dem Studienbüro des Universitätsklinikums des Saarlandes ausgewertet und anonym in einer Datenbank gespeichert.
 

Eingangsfragebogen für Erwachsene über 18 Jahre(PDF)

Behandelnde Ärztinnen und Ärzte werden gebeten, ihre Patientinnen und Patienten mit Alpha-1-Antitrypsinmangel über das Register zu informieren. Bei Interesse können sie auf die Website mit dem Download und Kontaktmöglichkeiten verweisen, damit weitere Betroffene an der Studie teilnehmen. Falls Befunde einer Lungenfunktionsuntersuchung vorliegen, sollte eine Kopie den Unterlagen beigelegt werden. Der ausgefüllten Fragebogen und die Einwilligungserklärung sollen eingescannt an die E-Mail-Adresse des Registers gesendet werden. Alternativ können die Dokumente per Post geschickt werden.

Kontakt und Ansprechperson

Deutsches Register Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat.
Robert Bals

+49 6841 16-15051
+49 68 41 16-15052
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Postadresse

Universitätsklinikum des Saarlandes
Klinik für Innere Medizin V – Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin

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