Interventionelle Kardiologie
Die interventionelle Kardiologie bietet minimalinvasive Therapien zur Behandlung von strukturellen Herzfehlern und koronarer Herzkrankheit. Mit modernsten Katheterverfahren behandeln wir Erkrankungen wie verengte Herzkranzgefäße (Stentimplantation), Herzklappenfehler (TAVI, MitraClip) oder Defekte wie PFO (nicht vollständig verschlossenes Loch) und ASD (echtes Loch in der Vorhofscheidewand – also ein angeborener Herzfehler). Darüber hinaus führen wir interventionelle Verschlüsse des linken Vorhofohrs (LAA) zur Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern durch.
- Hämodynamik
Untersuchung und Behandlung komplexer hämodynamischer Störungen. - Koronare Herzkrankheit
Interventionelle Therapie bei Verengungen der Herzkranzgefäße. - Herzklappenerkrankungen
Spezialisierte Eingriffe zur Behandlung von Herzklappenfehlern sowie die Nachsorge und Verlaufskontrolle bei Patienten mit Herzklappeninterventionen.- TAVI
Kathetergestützte Aortenklappenimplantation. - Interventionelle Therapie von AV-Klappen
Behandlung von Mitral- und Trikuspidalklappenerkrankungen. - PFO/ASD-Verschluss
Verschluss von offenen Foramen ovale und Vorhofseptumdefekten. - LAA-Verschluss
Interventionelle Therapie zur Vorbeugung von Schlaganfällen bei Vorhofflimmern.
- TAVI

Herzkatheter-Untersuchungen
In der Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie) am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) bieten wir das gesamte Spektrum der invasiven Herzkatheter-Diagnostik und –Therapie an. Unsere Abteilung ist mit vier hochmodernen Herzkatheterlaboren ausgestattet, die technisch auf dem neuesten Stand sind und funktionell optimal miteinander verbunden sind.


Unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Bruno Scheller ist die Klinik für Innere Medizin seit März 2019 Stätte der Zusatzqualifikation lnterventionelle Kardiologie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK).
In einem strukturierten Ausbildungsprozess, der weit über die übliche Facharztausbildung hinausgeht, erwerben die im Herzkatheterlabor tätigen Ärzt*innen die Voraussetzungen für die Zusatzqualifikation lnterventionelle Kardiologie der DGK. Das Ausbildungsprogramm beinhaltet neben der Vermittlung des theoretischen Wissens das Erlernen praktischer Fähigkeiten, um am Ende selbstständig komplexe Koronarinterventionen und andere katheterinterventionelle Prozeduren durchführen zu können. Unsere „Homburger Katheterschule“ mit dem Schwerpunkt auf Vorbehandlung der Läsion und der Vermeidung permanenter Implantate ist Vorbild für eine neue Generation Interventioneller Kardiologen auf der ganzen Welt.
Zwei der Herzkatheter-Anlagen sind biplan, das heißt, sie sind mit je zwei Röntgenröhren ausgestattet. Dies ermöglicht es uns, das Herz aus zwei verschiedenen Perspektiven gleichzeitig abzubilden, was die Diagnosestellung bei Patientinnen und Patienten erheblich verbessert. Unsere Funktionsräume sind so verknüpft, dass bei komplexen Fällen alle Spezialistinnen und Spezialisten mit besonderer Expertise an einem Ort zusammenarbeiten können.
Die biplanen Herzkatheter-Anlagen sind zudem mit einem Hybrid-OP verbunden. Diese spezialisierte Anlage ermöglicht operative Eingriffe zur kathetergeführten Herzklappentherapie. Zusätzlich verfügen wir über ein elektrophysiologisches Labor, das mit modernster Technik für die elektrophysiologische Bildgebung, Diagnostik und Therapie ausgestattet ist.
Unser Angebot umfasst das komplette diagnostische Spektrum der Koronargefäße, inklusive quantitativer Koronarangiographie, intrakoronarer Druckdraht-Flussmessung, optischer Kohärenztomographie (OCT) und intravaskulärem Ultraschall. Darüber hinaus bieten wir umfassende Diagnostik bei angeborenen und erworbenen Herzklappenfehlern sowie sonstigen Fehlbildungen des Herzens an.
Zur Behandlung der koronaren Herzerkrankung setzen wir alle modernen invasiven therapeutischen Verfahren ein. Dazu gehören alternative Verfahren wie Atherektomie, Lithoplastie und die Implantation moderner medikamentenbeschichteter Stents. Besonders stolz sind wir auf den von uns maßgeblich entwickelten medikamentenbeschichteten Ballonkatheter (drug coated balloon, DCB).
Wir bieten routinemäßig die Erweiterung verengter Herzklappen (Valvuloplastie), den perkutanen Herzklappenersatz (TAVI), die Reparatur von Mitral- und Trikuspidalklappen (Pascal System, früher MitraClip) und die Implantation kreislaufunterstützender Systeme wie IABP, Linksherzunterstützungssysteme, ECMO, temporäre Schrittmacher und Thrombektomie bei Lungenembolie an. Ein weiterer Schwerpunkt ist der interventionelle Verschluss angeborener Herzfehler wie ASD, PFO und Fisteln sowie der Vorhofohrverschluss.
Schwerpunkt Herzklappenerkrankungen


Koronare Herzkrankheit (KHK)
Die koronare Herzkrankheit (kurz KHK) ist eine Erkrankung der Blutgefäße des Herzens. Die Herzkranzgefäße versorgen den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut und Nährstoffen. Die koronare Herzkrankheit wird durch Engstellen oder Verschlüsse in den Herzkranzgefäßen (auch als Koronararterien bezeichnet) verursacht. Dies führt zu einer Unterversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff und Nährstoffen. Eine Unterversorgung verursacht Beschwerden und schädigt den Herzmuskel.
Die Ursache für Engstellen der Herzkrankgefäße sind Verkalkungen der Gefäßwand (Arteriosklerose). Wenn sich an den Verkalkungen Blutgerinnsel anlagern, kann es zum vollständigen Verschluss des Gefäßes kommen (Herzinfarkt). Herz- und Kreislaufkrankheiten stellen die häufigste Todesursache in Deutschland dar.
Typische Symptome der KHK sind Brustschmerzen, Druck und Engegefühl hinter dem Brustbein. Die Beschwerden treten typischerweise bei körperlicher Belastung auf, da dann das Ungleichgewicht zwischen dem Sauerstoffbedarf des Herzmuskels und dem Sauerstoffangebot durch die verengten Koronargefäße größer ist.
Die Beschwerden der KHK können sehr unterschiedlich sein. Zu den möglichen Symptomen gehören Luftnot und Herzrhythmusstörungen. Auch Beschwerden in der Magengegend, im Kiefer und im linken Arm können vorkommen. Manche Menschen, insbesondere mit Diabetes mellitus, haben trotz hochgradiger Durchblutungsstörungen nur geringe oder keine Beschwerden.
Bei anhaltendem Druck (länger als 15 Minuten) und Engegefühl hinter dem Brustbein kann ein Herzinfarkt vorliegen. Bei diesen Beschwerden ist eine sofortige ärztliche Untersuchung notwendig!
Folgende Faktoren verursachen und beschleunigen die Entwicklung der Gefäßverkalkung (Arteriosklerose)
- Rauchen
- Erhöhte Blutfette (Cholesterin im Blut)
- Bluthochdruck
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Bewegungsmangel
Weiterhin ist das Risiko vom Lebensalter und von unseren Genen abhängig. Menschen mit Herz- oder Gefäßerkrankungen in der Familie haben ein erhöhtes Risiko.
Das Ziel der Behandlung ist zum einen eine Linderung der Beschwerden und zum anderen eine Steigerung der Lebenserwartung.
Die Basis der Therapie ist eine Änderung des Lebensstils zugunsten einer "herzgesunden" Lebensweise. Dies beinhaltet an erster Stelle den Rauch-Stopp. Weiterhin ist körperliche Aktivität von zentraler Bedeutung. Die Möglichkeiten einer Ernährungsumstellung werden zwar häufig überschätzt, tragen aber zu einer gesunden Lebensweise bei.
Sehr häufig sind Medikamente erforderlich, um erhöhte Blutfette und Bluthochdruck zu kontrollieren und die Entstehung von Blutgerinnseln zu hemmen. Dazu werden häufig Statine, Blutdrucksenker und Thrombozytenaggregationshemmer eingesetzt. Diese Maßnahmen senken das Herzinfarktrisiko und führen nachweislich zu einer Verlängerung des Lebens. Außerdem kommen Medikamente zum Einsatz, welche die Symptome lindern.
Bei hochgradigen Engstellen der Herzkranzgefäße ist eine Wiederherstellung des Blutflusses durch eine Ballondilatation mit einem medikamentenfreisetzenden Ballon oder Stent oder aber eine Bypass-Operation erforderlich. Um festzustellen, ob hochgradige Stenosen vorliegen, muss eine Herzkatheter-Untersuchung durchgeführt werden.

Herzklappenerkrankungen
Katheter-geführte Behandlung von Herzklappen-Erkrankungen
Nicht zuletzt aufgrund der medizinischen Fortschritte werden Menschen mit Erkrankungen der Herzklappen immer älter und ihre Begleiterkrankungen nehmen zu. Für solche Patientinnen und Patienten, bei denen das Risiko für eine offene Operation erhöht ist, bieten wir am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) innovative Katheter-geführte Verfahren zur Herzklappenbehandlung an.
Die beiden häufigsten Herzklappenerkrankungen bei älteren Menschen sind die Verengung der Klappe zwischen der linken Herzkammer und der Hauptschlagader, die sogenannte Aortenklappenstenose, sowie die Undichtigkeit der Segelklappe zwischen der linken Vorhofkammer und der linken Herzkammer, bekannt als Mitralklappeninsuffizienz. Beide Erkrankungen führen zu einer erheblichen Einschränkung der Belastbarkeit und verkürzen die Lebenserwartung.
Die Katheter-geführte Therapie der Aortenklappenstenose erfolgt durch die Leistenarterie, ähnlich wie bei einer Herzkatheter-Untersuchung. Alternativ kann der Zugang durch einen kleinen Schnitt in der seitlichen Brustwand über die Herzspitze erfolgen. Wenn nötig, wird die verengte Klappe mit einem Ballon vorgedehnt. Anschließend platzieren wir mithilfe eines dünnen Katheters eine neue Herzklappe, die in ein Metallgerüst montiert ist, in die kranke Herzklappe.
Unser Herzklappenzentrum unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Bruno Scheller ist seit 2019 als TAVI-Zentrum der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zertifiziert und zeichnet sich aufgrund der großen Erfahrung der Operateure durch eine hohe Qualität der Eingriffe und niedrige Komplikationsraten aus.
Die nicht-operative Behandlung der Trikuspidal- und Mitralklappeninsuffizienz erfolgt ebenfalls mit einem Katheter. Hier ist der Zugangsweg die Leistenvene. Durch den linken Herzvorhof wird ein kleiner Clip, ähnlich einer winzigen Wäscheklammer, platziert, um die aufgeweitete undichte Klappe so zu fassen, dass die Undichtigkeit reduziert werden kann. Wir verwenden in Homburg das moderne Pascal-Verfahren.
Beide Eingriffe können zügig erfolgen und erlauben eine sehr schnelle Mobilisierung. Sie stellen daher für Patientinnen und Patienten mit hohem Operationsrisiko eine neue, erfolgreiche Alternative zur konventionellen Operation dar. Dies ermöglicht auch älteren Patientinnen und Patienten mit Begleiterkrankungen eine deutliche Verbesserung ihrer Beschwerden und den Erhalt ihrer Mobilität.
Wenn Sie oder Ihre Angehörigen an einer Herzklappenerkrankung leiden und die Möglichkeiten der Katheter-geführten Behandlung in der Kardiologie am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in Betracht ziehen, zögern Sie nicht, uns für eine ausführliche Beratung zu kontaktieren.
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Unsere Expertinnen und Experten stehen Ihnen in unserer Herzklappen-Ambulanz mit Rat und Tat zur Seite und sorgen für eine umfassende und individuelle Betreuung.