Bluthochdruck
Die Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie) am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) widmet sich intensiv der Diagnose und Behandlung von Bluthochdruck (arterielle Hypertonie). Bluthochdruck gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in den westlichen Industrienationen. Weltweit sterben jährlich etwa 7 Millionen Menschen an den Folgen eines erhöhten Blutdrucks. In Deutschland sind fast 30 Millionen Menschen betroffen. Das Risiko, an Bluthochdruck (Hypertonie) zu erkranken, steigt bei beiden Geschlechtern mit zunehmendem Alter.
Therapieresistenter Bluthochdruck
Wie wird Bluthochdruck festgestellt?
Die Diagnose von Bluthochdruck erfordert mehrere Messungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten, da der Blutdruck erheblichen Schwankungen unterliegt. Diese Messungen können in der Arztpraxis, in der Klinik oder durch die Patientin oder den Patienten selbst zu Hause durchgeführt werden. Eine besonders zuverlässige Methode ist die 24-Stunden-Langzeitmessung. Wichtig ist, dass die Blutdruckmessung in einer ruhigen Umgebung im Sitzen erfolgt und eine passende Messmanschette verwendet wird.
Warum Bluthochdruck unbedingt behandelt werden muss
Bluthochdruck erhöht deutlich das Risiko für ernsthafte Gesundheitsprobleme wie Herzinfarkt, Herzschwäche, Schlaganfall und Nierenerkrankungen. Gesunde Ernährung, Gewichtsabnahme und regelmäßige Bewegung sind wichtige Maßnahmen und können helfen, den Bluthochdruck in den Griff zu bekommen. Darüber hinaus existiert eine Vielzahl von blutdrucksenkenden Medikamenten. Trotzdem erreichen nur etwa ein Viertel der behandelten Patientinnen und Patienten die empfohlenen Zielblutdruckwerte von unter 140/90 mmHg. Das Hauptziel der Behandlung ist es daher, das individuelle Risiko für Folgeerkrankungen zu reduzieren.
In unserer Klinik für Innere Medizin III sind wir auf die umfassende Diagnostik und Behandlung von Bluthochdruck-Erkrankungen spezialisiert. Wir widmen uns auch komplexen und schwer behandelbaren Fällen und können ein breites Spektrum an Untersuchungs- und Behandlungsmethoden anbieten.
- Bluthochdruck-Diagnostik: Wir halten umfassende Untersuchungen zur genauen Bestimmung des Bluthochdrucks vor.
- Sekundärer Bluthochdruck: Die Behandlung von Bluthochdruck, der durch andere Erkrankungen verursacht wird, gehört ebenfalls zu unseren Spezialgebieten.
- Therapieresistenter Bluthochdruck: Wir bieten spezialisierte Ansätze für Patientinnen und Patienten, bei denen herkömmliche Behandlungen nicht ausreichen.
- Renale Denervation: Zur Blutdrucksenkung bei therapieresistentem Bluthochdruck, also Bluthochdruck, der auf die klassischen Behandlungsmethoden nicht anspricht, führen wir ein innovatives Verfahren durch.
Forschung zu Bluthochdruck-Erkrankungen in der Kardiologie am UKS
Die wissenschaftlichen Tätigkeiten unserer Arbeitsgruppe werden unterstützt von der Deutschen Hochdruckliga (Hochdruckliga) sowie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK).
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Unsere Expertinnen und Experten stehen Ihnen in unserer Bluthochdruck-Ambulanz mit Rat und Tat zur Seite und sorgen für eine umfassende und individuelle Betreuung.
Bluthochdruck-Diagnostik
Bluthochdruck, auch arterielle Hypertonie genannt, ist eine weit verbreitete Erkrankung, die unbehandelt schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann. In der Kardiologie (Klinik für Innere Medizin III) des Universitätsklinikums des Saarlandes (UKS) bieten wir eine umfangreiche Palette an diagnostischen Verfahren an, um Bluthochdruck (Hypertonie), seine Ursachen und eventuelle Folgeerkrankungen präzise zu erkennen und individuell zu behandeln. Nachstehend finden Sie eine detaillierte Übersicht unserer diagnostischen Möglichkeiten.
Nicht-invasive & invasive Blutdruckmessung
Diese Methoden erlauben eine genaue Messung des Blutdrucks sowohl auf der Hautoberfläche als auch direkt in den Blutgefäßen.
Langzeit-EKG (bis zu 7 Tagen)
Überwacht die Herzaktivität über mehrere Tage, um eventuelle Unregelmäßigkeiten und deren Zusammenhang mit dem Blutdruck zu erkennen.
Langzeit-Blutdruckmessung (24 Stunden)
Diese Methode erfasst den Blutdruck kontinuierlich über einen ganzen Tag, um Schwankungen und Spitzenwerte zu identifizieren.
Belastungstests (Belastungs-EKG, Spiroergometrie)
Diese Tests messen die Herzfunktion und den Blutdruck unter körperlicher Belastung und liefern wertvolle Informationen über die kardiovaskuläre Leistungsfähigkeit.
Kipptisch-Untersuchung
Ein Test, bei dem die Reaktion des Herz-Kreislauf-Systems auf Lageveränderungen des Körpers untersucht wird, um die Ursachen für Ohnmachtsanfälle und Blutdruckabfälle zu klären.
Strukturierte Abklärung eines Bluthochdrucks sekundärer Genese
Diese umfassende Untersuchung klärt, ob der Bluthochdruck durch andere Erkrankungen, wie etwa hormonelle Störungen oder Nierenerkrankungen, verursacht wird.
Doppler-/Duplex-Sonografie
Ultraschalluntersuchungen, die den Blutfluss und die Struktur der Blutgefäße darstellen, um Verengungen oder andere Anomalien zu erkennen.
Angiografie in 24-stündiger Bereitschaft
Ein bildgebendes Verfahren zur Darstellung der Blutgefäße, das in dringenden Fällen rund um die Uhr verfügbar ist.
Laborchemische Analysen in 24-stündiger Bereitschaft
Blut- und Urintests, die wichtige Informationen über Stoffwechselprozesse und mögliche Ursachen von Bluthochdruck liefern.
Computertomografie (CT)/Magnetresonanztomografie (MRT)
Hochauflösende bildgebende Verfahren, die detaillierte Einblicke in die Struktur und Funktion des Herzens und der Blutgefäße ermöglichen.
Echokardiografie
Ein spezieller Ultraschall des Herzens, der Struktur und Funktion des Herzens in Echtzeit darstellt.
Schlafapnoe-Screening
Untersuchung zur Erkennung von Schlafapnoe, einer häufigen Ursache für Bluthochdruck. Sie ist durch wiederholte Atemaussetzer während des Schlafs gekennzeichnet.
Um umfassende Diagnosen bei Bluthochdruck sicherzustellen, arbeiten wir in der Kardiologie eng mit anderen Fachabteilungen des Universitätsklinikums des Saarlandes wie Nephrologie (Nierenerkrankungen), Endokrinologie (Hormone), Gefäßchirurgie und Pulmologie (Lungenmedizin) zusammen.
Sekundärer Bluthochdruck
In der Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie) am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) bietet ein spezialisiertes Team umfassende Diagnostik und Therapie für Patientinnen und Patienten mit sekundärem Bluthochdruck. Bluthochdruck, auch als Hypertonie bekannt, kann verschiedene Ursachen haben. Wenn er durch eine spezifische Grunderkrankung ausgelöst wird, spricht man von sekundärer Hypertonie. Hier erfahren Sie mehr über die gängigen Ursachen, Diagnosemethoden und Behandlungsmöglichkeiten.
Bei Patientinnen und Patienten mit schwer einstellbarem Bluthochdruck liegt der Hypertonie häufig eine Ursache zugrunde, die unter Umständen beseitigt werden kann. Sekundärer Bluthochdruck kann durch verschiedene Erkrankungen bedingt sein.
Zu den häufigen Ursachen gehören
- Obstruktives Schlafapnoesyndrom
Kurzzeitige Phasen von Sauerstoffmangel durch Atemaussetzer während des Schlafs. - Chronische Niereninsuffizienz
Anhaltende Nierenfunktionsstörungen. - Primärer Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom)
Überfunktion der Nebennierenrinde. - Nierenarterienstenose
Verengungen der blutzuführenden Nierengefäße.
Zu den selteneren Ursachen zählen
- Phäochromozytom
Ein Tumor der Nebennieren, der überschüssige Mengen an Adrenalin und Noradrenalin freisetzt, was zu einem Anstieg des Blutdrucks führt. - Cushing-Syndrom
Eine Erkrankung, bei der der Körper zu viel Kortisol produziert, was ebenfalls den Blutdruck erhöhen kann. - Hyperparathyreoidismus
Eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen, die den Kalziumspiegel im Blut erhöht und zu Bluthochdruck führen kann. - Coarctatio aortae
Eine angeborene Verengung der Hauptschlagader (Aorta), die den Blutdruck in den Armen erhöht und in den Beinen senkt.
Die Diagnostik beginnt mit einem ausführlichen ärztlichen Gespräch, einer körperlichen Untersuchung und einer ambulanten Langzeit-Blutdruckmessung. Folgende labortechnische Untersuchungen sind von großer Bedeutung:
- Analyse der Blutelektrolyte
- Blutzuckerwerte
- Schilddrüsenhormone
- Nierenwerte
- Urinuntersuchung
Zur weiteren Abklärung empfehlen wir eine farbkodierte Duplexsonografie (Ultraschallverfahren) der Nierenarterien. Abhängig von den Untersuchungsergebnissen können weitere diagnostische Schritte und spezifische Therapien eingeleitet werden.
Die Nierenarterienstenose ist eine häufige Ursache von sekundärem Bluthochdruck. Bei jüngeren Frauen ist diese Verengung der Nierenarterien oft durch eine fibromuskulären Dysplasie bedingt, eine seltene Gefäßerkrankung. Bei Männern über 60 Jahren kommt es dagegen häufig aufgrund von Arteriosklerose ("Arterienverkalkung") zur Verengung. Oft liegen dann weitere begleitende Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.
Für die Diagnostik der Nierenarterienstenose sind folgende Methoden verfügbar
- Farbkodierte Duplexsonografie: Mittel der Wahl für Screening und Verlaufskontrolle.
- MR-Angiografie und CT-Angiografie: Alternative bildgebende Verfahren.
- Angiografie (Renovasografie): Das am besten geeignete Verfahren ("Goldstandard"), um exakt zu beurteilen und zu messen, inwiefern der Blutfluss in den Nierengefäßen beeinträchtigt ist (hämodynamische Relevanz).
Um einen sekundären Bluthochdruck durch Nierenarterienstenose zu behandeln, kommen zum einen Medikamente zum Einsatz
- antihypertensive Medikamente: Blutdrucksenker
- Thrombozytenaggregationshemmer: "Blutverdünner"
- Statine: Cholesterinsenker
Die Leitlinien der Fachgesellschaften empfehlen zudem die Behandlung der Nierenarterienstenose mittels minimal-invasiver Eingriffe (Ballondilatation und Stentimplantation), wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Zu den Kriterien gehören
- Engstellen über 70 %
Solche signifikanten Engstellen behindern den Blutfluss erheblich und können zu einer eingeschränkten Nierenfunktion und erhöhtem Blutdruck führen. - Beidseitige Stenose oder funktionelle Einzelniere:
Wenn beide Nierenarterien betroffen sind oder nur eine Niere funktioniert, kann dies zu schweren Nierenfunktionsstörungen und einem schwer kontrollierbaren Bluthochdruck führen. - Therapieresistenter Bluthochdruck
Bluthochdruck, der trotz optimaler medikamentöser Therapie nicht ausreichend gesenkt werden kann. - Wiederkehrende Lungenödeme
Flüssigkeitsansammlungen in den Lungen, die durch plötzliche Blutdruckspitzen verursacht werden. - Verschlechterung der Nierenfunktion
Ein fortschreitender Verlust der Nierenfunktion kann durch die Verengung der Nierenarterien verursacht werden. - Relevante Stenosen nicht arteriosklerotischer Genese
Engstellen, die nicht durch Arteriosklerose verursacht werden, wie etwa durch fibromuskuläre Dysplasie.
Studien zur Blutdrucksenkung nach Wiedereröffnung (Revaskularisation) zeigen unterschiedliche Ergebnisse. Es zeigt sich jedoch, dass Patientinnen und Patienten, deren Nierenartierien wiedereröffnet wurden, häufig weniger Bluthochdruckmedikamente einnehmen müssen.
Gefäßchirurgische Eingriffe werden nur selten druchgeführt, da die Operationen mit einem hohen Risiko einhergehen. Sie werden normalerweise nur in Ausnahmefällen durchgeführt, wenn weniger invasive Methoden nicht erfolgreich sind oder nicht angewendet werden können.
Nicht die Schlafdauer, sondern vielmehr die Schlafqualität ist entscheidend für die Gesundheit. Etwa ein Drittel seines Lebens verbringt der Mensch im Schlaf. Während eines gesunden Schlafes sinken Herzfrequenz und Blutdruck ab, was für die Regeneration des Körpers wichtig ist. Gestörter Schlaf kann erheblichen Einfluss auf den Blutdruck haben – sowohl nachts als auch tagsüber. Typische Symptome, die auf Schlafstörungen hinweisen, sind Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen sowie Schnarchen und Atemaussetzer während der Nacht.
Im Rahmen eines einfachen Schlafscreenings, das zu Hause ähnlich wie ein Langzeit-EKG durchgeführt werden kann, lässt sich feststellen, ob eine relevante Schlafstörung als Ursache des sekundären Bluthochdrucks vorliegt. Die häufigste Schlafstörung ist die sogenannte Schlafapnoe. Hierbei kommt es, teilweise bis zu 30 Mal pro Stunde, zu einer Verlegung der oberen Atemwege durch die zurückfallende Zunge. Dies führt zu einer starken Stressreaktion und trägt so zum Anstieg des Blutdrucks bei.
Zur Diagnose einer Schlafapnoe genügt oft ein einfaches Schlafscreening. Dieses können Sie bequem zu Hause durchführen, ähnlich wie ein Langzeit-EKG.
- Leichtgradige Schlafapnoe
Zur Behandlung reicht oft eine Gewichtsreduktion und eine sogenannte Schlafhygiene aus. Dazu gehört die Vermeidung von Alkoholkonsum am Abend, das Schlafen in Kopfhochlage und ähnliche Maßnahmen. - Höhergradige Schlafapnoe
Hier kann ein spezielles Beatmungsgerät, auch „Schlafmaske“ genannt, notwendig sein. Diese wird in einem Schlaflabor individuell angepasst.
Die effektive Therapie der Schlafapnoe kann bei Patientinnen und Patienten mit medikamentös schwierig einstellbarem Bluthochdruck zu einer besseren Blutdruckkontrolle führen.
Ansprechpersonen

Dr. med. Britta Link
Leiterin Angiologie
Fachärztin für Innere Medizin und Angiologie
Therapieresistenter Bluthochdruck
Therapieresistenter Bluthochdruck ist eine ernstzunehmende Gesundheitsproblematik, die oft schwer zu kontrollieren ist. Er betrifft Patientinnen und Patienten, deren Blutdruck trotz intensiver Behandlung mit mehreren Medikamenten nicht auf den empfohlenen Zielbereich gesenkt werden kann. In der Inneren Medizin III (Kardiologie) am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) führen wir umfassende Diagnostik und Behandlung durch, um den therapieresistenten Bluthochdruck effektiv zu kontrollieren und das Risiko schwerwiegender Folgeerkrankungen zu minimieren.
Bei den meisten Patientinnen und Patienten kann der Blutdruck durch Maßnahmen wie Gewichtsabnahme, gesunde Ernährung, Sport und eine gut verträgliche medikamentöse Therapie zufriedenstellend eingestellt werden. Bei einigen Patientinnen und Patienten reicht diese Therapie jedoch nicht aus, sodass der Blutdruck trotz der regelmäßigen Einnahme von mehr als drei blutdrucksenkenden Medikamenten nicht ausreichend (unter 140/90 mmHg) gesenkt werden kann. Dies bezeichnet man als therapieresistenten Bluthochdruck.
Um die Ursache des therapieresistenten Bluthochdrucks zu identifizieren, werden ausgiebige Untersuchungen durchgeführt. In einigen Fällen kann eine zugrunde liegende Erkrankung wie eine Nierenerkrankung, eine Hormonstörung oder nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe) festgestellt und gezielt behandelt werden. In diesen Fällen spricht man von sekundärem Bluthochdruck.
Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck erhöht das Risiko für schwerwiegende Gesundheitsprobleme wie Herzinfarkt, Herzschwäche, Schlaganfall oder Nierenerkrankungen. Besonders gefährdet sind Patientinnen und Patienten mit therapieresistentem Bluthochdruck. Wird zusätzlich Diabetes mellitus diagnostiziert, steigt das Risiko sogar noch weiter an.
Bis vor kurzem gab es nur wenige Behandlungsmöglichkeiten für therapieresistenten Bluthochdruck, die zudem häufig mit schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden waren. Seit 2010 gibt es in Deutschland eine zusätzliche Behandlungsoption: die sogenannte renale Denervation. Sie zielt darauf ab, die Nervenfasern in den Nierenarterien zu veröden (denervieren). Diese Nervenfasern spielen eine Rolle bei der Regulierung des Blutdrucks, und ihre Ausschaltung kann zu einer dauerhaften Senkung des Blutdrucks führen.
Diese minimal-invasive Therapie bietet einigen Patientinnen und Patienten, die mit ihrer bisherigen Therapie nicht den Zielbereich erreichen, eine alternative Behandlungsmethode, die in spezialisierten Zentren wie der Inneren Medizin III (Kardiologie) am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) angeboten wird.
Renale Denervation
Die renale Denervation ist ein modernes Verfahren zur Behandlung von Bluthochdruck. Dabei wird die Aktivität der sympathischen Nervenfasern, die die Nieren umgeben, reduziert. Diese Methode wurde bereits in den 1950er Jahren erforscht. Damals erfolgte jedoch eine operative Durchtrennung der Nervenfasern, was oft zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führte.
Seit 2010 gibt es eine minimal-invasive, kathetergestützte Methode zur renalen Denervation, auch bekannt als Ablation. Dabei werden die Stressnervenfasern der Niere gezielt verödet und damit deaktiviert. Diese Technik wird über einen Zugang in der Leiste oder am Handgelenk durchgeführt.
Ein Ablationskatheter wird unter Röntgenkontrolle in die Nierenarterien eingeführt. Über diesen Katheter wird dann Ablationsenergie (zum Beispiel Hochfrequenzstrom oder Ultraschall) abgegeben, um die Nervenfasern zu veröden. Dies reduziert die Aktivität des Stressnervensystems im Körper und senkt dadurch den Blutdruck. Der Eingriff dauert etwa 45 Minuten und wird an beiden Nierengefäßen durchgeführt.
Momentan stehen 6 CE-zertifizierte Kathetersysteme zur renalen Denervation zur Verfügung (Medtronic® Symplicity/Spyral, St Jude® EnligHTN, Vessix® The V2, Terumo® Iberis, Cordis® Renlane und Recor® Paradies).
Während der Prozedur ist die Patientin oder der Patient wach und erhält eine örtliche Betäubung. Da die zu verödenden Nerven von Schmerzfasern begleitet werden, treten kurzzeitig Schmerzen auf, die jedoch durch eine Schmerzbehandlung gemildert werden. In der Regel kann das Krankenhaus bereits einen Tag nach dem Eingriff verlassen werden.
Nach dem Eingriff sind regelmäßige Nachuntersuchungen notwendig, normalerweise alle 3 bis 6 Monate im ersten Jahr. Dabei wird der Behandlungserfolg kontrolliert und die medikamentöse Bluthochdrucktherapie gegebenenfalls angepasst. Zudem werden die Nieren und Nierengefäße mittels Ultraschall untersucht, um sicherzustellen, dass keine Veränderungen durch die Behandlung entstanden sind.
Der Eingriff gilt als risikoarm und ist vergleichbar mit einer Herzkatheteruntersuchung.
Interdisziplinäres Behandlungsverfahren am UKS
Die renale Denervation ist ein interdisziplinäres Behandlungsverfahren, das eine umfassende Abklärung erfordert. Diese Abklärung dient dazu, sekundäre Ursachen des Bluthochdrucks auszuschließen und das individuelle Risiko zu bewerten. Dabei ist die Vorstellung bei mehreren Spezialgebieten notwendig. Nicht jede Patientin und jeder Patient ist für die renale Denervation geeignet. Daher gibt es nationale und internationale Empfehlungen, nach denen Patientinnen und Patienten ausgewählt werden sollten.
Patientenkriterien für die renale Denervation
- Therapieresistente Hypertonie: Anhaltend hoher Blutdruck trotz Einnahme von mindestens drei blutdrucksenkenden Medikamenten in geeigneter Dosierung und Kombination, einschließlich Diuretikum.
- Ausschluss sekundärer Hypertonie-Ursachen: Es wurde sichergestellt, dass keine anderen medizinischen Gründe für den Bluthochdruck vorliegen.
- Erhaltene Nierenfunktion: Eine geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) von über 45 ml/min/1,73 m².
- Geeignete Nierenarterien-Anatomie: Keine relevanten Verengungen (Nierenarterienstenosen) und keine vorangegangenen Eingriffe an den Nierenarterien.
Interdisziplinäre Abklärung
Die koordinierte Abklärung dieser Kriterien kann beispielsweise bei einer Bluthochdruckspezialistin oder einem -spezialisten (Hypertensiologe) oder in einem spezialisierten Hypertonie-Zentrum erfolgen. Dabei erfolgt häufig die Vorstellung bei Fachärztinnen und Fachärzten für Kardiologie und Nephrologie, um eine gründliche Bluthochdruckdiagnostik durchzuführen. Kommt eine Patientin oder ein Patient für die renale Denervation in Frage, sollte der Eingriff in einem spezialisierten Zentrum mit ausreichender Erfahrung durchgeführt werden.
Strukturelle Voraussetzungen für die renale Denervation
Ein Zentrum, das renale Denervation anbietet, sollte folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Hypertonie-Schwerpunkt: Abklärung aller Formen der sekundären Hypertonie, einschließlich Labordiagnostik.
- Expertise: Mindestens zwei Hypertonie-Expertinnen und -Experten.
- Diagnostische Ausstattung: Bereitstellung von 24-Stunden-Blutdruckmessung, Duplex-Sonografie (Nieren-Duplex-Sonografie), CT- oder MR-Angiografie.
- Interventionelle Expertise: Angiografie-Einheit und Expertise für interventionelle Eingriffe an den Nierenarterien (mindestens 25 Eingriffe pro Jahr).
- Weitere Bereitschaften: Dialysebereitschaft und Anbindung an ein gefäßchirurgisches Zentrum.
Die ausführliche interdisziplinäre Abklärung einer Patientin oder eines Patienten mit therapieresistenter Hypertonie sowie die Vorstellung in einem spezialisierten Zentrum wie dem UKS stellen sicher, dass die Diagnose korrekt ist und die renale Denervation sicher und erfolgreich durchgeführt werden kann.
Im Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) versuchen wir, alle Patientinnen und Patienten im Rahmen von klinischen Studien zu behandeln. Dieses Vorgehen gewährleistet ein besonders hohes Sicherheitsprofil während des Eingriffs sowie eine konsequente und gründliche Nachsorge im Anschluss an die Prozedur.
Nach dem Eingriff kommt es bei circa 75 Prozent der behandelten Patientinnen und Patienten zu einer deutlichen Blutdrucksenkung. Langzeituntersuchungen zeigen, dass dieser Effekt über einen Beobachtungszeitraum von mindestens 36 Monaten anhält. Neben der Senkung des Blutdrucks konnten aktuelle Untersuchungen feststellen, dass die renale Denervation auch einen günstigen Einfluss auf die Herzfrequenz, den Blutzucker- und Insulinhaushalt, die Herzdicke, die körperliche Belastbarkeit und die Lebensqualität haben kann.
Informationen für Eiweiserinnen und Einweiser
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